Selbstliebe

Kämpfst du noch oder liebst du schon?

Der Begriff „Selbstliebe“ löst die unterschiedlichsten Empfindungen aus. Einige sehen es als etwas ganz Natürliches, als ein Fundament für das eigene Sein. Andere tun sich damit eher schwer, weil es sich nicht real und unerreichbar anfühlt. Viele halten es für egoistisch, sich selbst wertzuschätzen und zu lieben. Was ist denn nun richtig? Darf/soll/kann/will ich mich selbst lieben?

Ein klares „Ja“ zu dir selbst

Ich halte es für essenziell, sich selbst anzunehmen und sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Selbstfürsorge hat nichts mit Egoismus zu tun. Indem du mit dir selbst achtsam und liebevoll umgehst, stärkst du deine eigenen Kompetenzen und deine Kreativität. Stell dir das wie deinen inneren Akku vor. Ist er vollgeladen, kannst du damit jede Menge erreichen. Wenn nur noch wenig Ladung da ist, musst du sparsam damit umgehen. Ist er leer, heißt es wieder aufladen. Bei einigen Menschen scheint dieser innere Akku nie leer zu werden. Das sind diejenigen, die ihre Mitte und ihre Bestimmung gefunden haben und danach leben. Der Ruf der inneren Stimme und das Handeln danach wirkt wie eine Powerbank für deinen Akku, sodass dieser sich immer wieder auflädt, egal was du gerade tust.

Was genau ist denn Selbstliebe und wie erreiche ich das?

Ich möchte dir hier beschreiben, wie ich es empfinde und wie ich es erlebe. Möglicherweise gibt es dazu noch andere Theorien und Empfindungen. Mach dir dein eigenes Bild. Selbstliebe hört sich im ersten Moment danach an, dass man in sich selbst verliebt ist, dabei permanent innerlich frohlockt und von Glückseligkeit durchflutet ist. Damit würde man sich über alles andere stellen und Menschen und Dinge im Außen wären sch…egal. Das halte ich für einen Irrglauben. Vielmehr ist Selbstliebe für mich ein Bewusstseinszustand, den man erreicht, wenn man aus dem „Dornröschenschlaf“ erwacht, sich seiner Verantwortung für sich selbst und das Geschehen im Außen bewusst wird, diese annimmt und sich um die eigene innere Heilung kümmert.

Wie fühlt sich Selbstliebe an?

Es ist ein Glücksgefühl, das sich im Herzen entwickelt und sich von dort aus wohlig warm im ganzen Körper ausbreitet. Es ist eine tiefe innere Zufriedenheit mit allem, was ist. Akzeptanz und Einklang. Ein inneres Vertrauen, nicht alles immer und gleich wissen zu müssen. Ein Erkennen, dass alles einen Grund hat, auch wenn man diesen noch nicht klar sieht. Ein Gefühl von Geführtsein und Sicherheit ohne den Druck, etwas tun oder erreichen zu müssen. Alles ist gut und du brauchst dich nicht zu erklären oder rechtfertigen. In solchen Momenten fällt es unglaublich leicht, etwas nach außen fließen zu lassen, wenn du das Gefühl hast, geben zu wollen. Andere teilhaben zu lassen, ohne eine Gegenleistung oder ein bestimmtes Ergebnis zu erwarten. Du kannst Dinge tun, die aus deinem Herzen, deiner Bestimmung entspringen mit Freude und Leichtigkeit. Gleichzeitig bist du bereit, „Geschenke“ von außen zu empfangen, ohne dabei bedürftig zu sein. Und weil alles, was einmal war, jetzt Sinn macht, bist du von Milde und Dankbarkeit erfüllt.

Ist Selbstliebe ein permanenter Zustand?

Schwer zu sagen. Sicherlich mag es Menschen geben, die einen sogenannten erleuchteten Bewusstseinszustand erreicht haben und mit voller Hingabe im Sein verweilen. Aber selbst wenn man diesen permanenten Zustand nicht erreicht, heißt das nicht automatisch, dass man sich selbst nicht liebt. Für mich geht es hierbei mehr um das Bewusstsein, was dahintersteckt. Wenn man einmal das tiefe Gefühl der Selbstliebe gespürt und verinnerlicht hat, kann man in Situationen, in denen man „aus der Selbstliebe herausgeworfen wird“, sich wieder entscheiden, dorthin zurückzukehren. Das erfordert eine Reflexion der Situation, in der man sich befindet. Mach dir bewusst, dass es nicht darum geht, dir Schaden zuzufügen, dich zu brechen oder zu verletzen. Es ist immer „nur“ eine Prüfung, in der es darum geht, deine Schwingungsfähigkeit zu stärken, um den Bewusstseinszustand der Selbstliebe halten oder immer wieder herbeiführen zu können.

Darf man auch mal so richtig mies drauf sein?

Oder widerspricht sich das mit dem Gefühl von Selbstliebe? Also, ich spreche wieder aus eigener Erfahrung und sage ja, absolut. Immer mit dem Gebot, dass mir bewusst wird. Das bedeutet, dass ich in dem Moment, in dem es mir schlecht geht und ich das ausagiere, indem ich traurig, verzweifelt oder wütend bin, ich mir das bewusst zugestehe. Dann liegt es an einem selbst, wie lange man das ausleben möchte. Ja, auch ich muss mir manchmal Luft machen und Dampf ablassen oder ein paar Tränen kullern lassen. Aber wenn man das bewusst macht und sich darüber im Klaren ist, hat das eine reinigende und heilende Wirkung. Wenn man nicht in der Lage ist, die Situation aus einer neutralen Ebene zu betrachten und zu reflektieren, kann das in depressive Episoden und Krisen münden. Ein Kampf gegen sich selbst.

Selbstfürsorge

Hier sind wir wieder beim Thema „Selbstfürsorge“. Höre niemals auf zu lernen. Nimm dich wichtig, ohne dich über die Dinge zu stellen. Sei achtsam mit dir selbst und deinen Gefühlen. Kümmere dich um deine innere Heilung. Gib auch deinen leidvollen Empfindungen den Raum, da sein zu dürfen. Lerne, damit umzugehen, indem du für einen „sicheren Rahmen“ sorgst, in dem deine Gefühle sein dürfen, um abfließen zu können. Entscheide dich immer wieder für dich selbst und die Liebe zu dir selbst und wachse daraus.

In diesem Sinne sende ich dir liebevolle Grüße aus meinem Herzen.

Carola Nospickel